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Thomas Krings gilt als Game Changer beim Thema Führung. Seine Thesen finden Beachtung in den Chefetagen namhafter Unternehmen. In seinem Podcast „Fokus Führung“ teilt er sein Wissen und gibt wertvolle Impulse. Grund genug, ihn im Wirtschaftstelegraph zum Kolumnisten zu machen. Viele seiner Texte basieren auf seinem Podcast, den es hier auch zum Nachhören gibt. Er teilt hier Führungswissen für Leader von morgen.
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Ein Change, der ordentlich in die Hose gegangen ist
Es ist schon wieder ein paar Jahre her, als ich von einem Mann einen Anruf erhielt. Dieser Anruf war ein Hilfeschrei und kam von dem CEO eines Unternehmens. Was er mir sagte kann ich gut unter der Überschrift zusammenfassen: Wir haben einen Change, der ordentlich in die Hose gegangen ist.
„Irgendwas läuft hier in unserem Unternehmen nicht richtig und wir wissen aber nicht, was“, hörte ich meinen Gesprächspartner sagen, der mir auch direkt zu verstehen gab, dass er das Gefühl habe, eine Zeitbombe würde gerade in seiner Firma ticken.
Ohne jetzt zu viel über das Unternehmen verraten zu wollen, aber es handelte sich hier um einen Giganten in der Weltwirtschaft und ich unterhielt mich in diesem Moment mit dem Geschäftsführer einer ausländischen Vertriebsgesellschaft dieses Konzerns. Dieser Mann war einer der TOP 30 Manager innerhalb des Konzerns und hatte eine sehr beeindruckende Karriere gemacht, wie ich später feststellen durfte.
Ein Lob an Topmanager, die sich helfen lassen
Zunächst möchte ich natürlich einmal sagen, dass ich es phänomenal finde, wenn Top-Manager auch in Situationen, in denen sie eventuell als Versager dastehen könnten, den Mut haben, sich Hilfe zu holen oder sich unterstützen zu lassen. Oft sehe ich nämlich in meinen Beratungseinsätzen, dass die meisten Menschen im Management vor lauter Stolz die Angst haben, das Gesicht zu verlieren. Sie trauen sich oft gar nicht, einen Berater zu konsultieren. Sofern sie sich dann doch überwunden haben und externe Hilfe ins Haus holen, fällt es ihnen dann häufig schwer sich komplett zu öffnen.
Natürlich ist es auch eine Frage des Budgets, doch kann ich aus Erfahrung sagen, dass es noch viel teurer werden kann, wenn das sprichwörtliche Kind erst einmal in den Brunnen gefallen ist.
Erste Eindrücke
Also packte ich meinen Koffer und flog zu dieser Gesellschaft. Vor Ort stand ich vor einem relativ neuen, imposanten Gebäude, in dem circa 700 Menschen arbeiteten. Auf meinem Weg zum Konferenzzimmer, in dem dann das erste persönliche Treffen stattfinden sollte, fiel mir auf, dass die Büros in erster Linie Großraumbüros waren und für mein Gefühl deutlich zu viele Menschen in einem Büro arbeiteten. Darüber hinaus war ebenso auffällig, dass sehr viele Mitarbeiter mit Kopfhörern arbeiteten. Ich rede jetzt nicht von kleinen In-Ear-Kopfhörern, sondern wirklich schalldämmenden ‚Micky-Maus-Kopfhörern‘.
Die aktuelle Situation
In dem Gespräch, was zwischen dem CEO, seiner Personalchefin und mir stattfand, hörte ich mir die Unternehmensgeschichte der letzten drei Jahre an. Kurz gesagt ging es um Folgendes:
Die Marke A dieses Unternehmens war Platzhirsch in dem Land und alle weiteren Marken des Konzerns spielten hinsichtlich Umsatzzahlen viele Jahre nur eine untergeordnete Rolle. Als Platzhirsch hatte sich Marke A ein wunderschönes neues Gebäude gebaut, was entsprechend auch auf die Mitarbeiteranzahl und die Abläufe dieser Marke ausgelegt war.
Dann kam die Konzernentscheidung, dass alle Marken zentral an einem Ort sein sollen, das hieß, alle Mitarbeiter sollten in einem Verwaltungsgebäude arbeiten. Für die Konzernspitze lag es nahe und wurde so entschieden, dass relativ neue Gebäude der Marke A zu nutzen. Was in meinen Augen zu einer Katastrophe führen musste. Ursprüngliche Wettbewerber auf dem Markt sollten plötzlich alle in ein und demselben Gebäude arbeiten. Gleiches galt für das Management. Die TOP Manager der einzelnen Marken sollten jetzt zusammenarbeiten, obwohl sie sich jahrelang als Wettbewerber in diesem Markt bekämpft hatten.
Die Konsequenzen
Sie können sich sicherlich vorstellen, dass das zur Katastrophe führen musste. Insbesondere, weil der Konzernspitze nicht klar war, dass ein solches Vorhaben mit sehr großem Fingerspitzengefühl hätte eingeleitet werden müssen, anstatt per Befehl des Oberbosses kurzfristigst erledigt sein sollte.
Dieses überstürzte Handeln führte verständlicherweise zu einer kompletten Überlastung der Arbeitsplatzkapazitäten und dem Bild, was ich ja bei meinem ersten Rundgang gesehen hatte: viel zu viele Mitarbeiter in einem Raum, ein tagtäglicher Konkurrenzkampf in jedem Büro, auf jeder Etage, in jedem Flur, in jedem Pausenraum, bei jedem Kantinenaufenthalt und auf dem Firmenparkplatz. Immerhin waren hier die »Erzfeinde« alle unter einem Dach eingepfercht.
Fehlendes Vertrauen kostet Geld
Nach einer ausführlichen Systemdiagnose stellte ich fest, dass neben diesen ganzen Stressfaktoren unter anderem ein extremer Vertrauensverlust gegenüber dem Management entstanden war. Und fehlendes Vertrauen kostet ein Unternehmen Unmengen an Geld.
Dazu kam, dass innerhalb der Geschäftsleitung, sprich zwischen dem CEO und dem CFO, eine, nennen wir es mal, emotionale Diskrepanz bestand und beide keine einheitliche Sprache nutzen. Beide waren wirklich sehr an dem Erfolg des Unternehmens interessiert, aber jeder wollte seinen eigenen Weg dazu gehen.
Es war Beiden nicht möglich, von alleine zu erkennen, warum da gerade passierte, was passierte.
Der CEO tat das in dieser Situation einzig Richtige: er war nicht zu Stolz, sondern holte sich jemanden ins Haus, der aufgrund seines Blicks von außen die Situation ohne Betriebsblindheit und mit der nötigen Neutralität analysieren und Maßnahmen empfehlen und begleiten konnte.
Mein Tipp an Sie als Führungskraft
Wenn Sie als Manager, als Top-Führungskraft, Geschäftsführer oder Vorstand das Gefühl haben oder sogar anhand Ihrer KPIs de facto erkennen können, dass irgendwas in Ihrem Unternehmen oder in Ihrem Verantwortungsbereich nicht so läuft, wie es sein sollte, dann zögern Sie nicht lange. Holen Sie sich einen Organisationsentwickler, einen Berater ins Haus, der auf Organisationsentwicklung spezialisiert ist. Seien Sie bitte nicht zu stolz oder auch zu feige, diesen Schritt zu gehen. Denn oft ist es wirklich so, dass nur ein externer Blick auf die Dinge – insbesondere mit psychologischen Kenntnissen – die blinden Flecken im Unternehmen identifizieren kann. Nur dann können Sie als Verantwortlicher entscheiden, was anschließend passieren soll.
Wenn Sie das nicht tun, wenn Sie also zu Stolz oder sogar zu feige sind sich Hilfe zu holen, dann denken Sie bitte an ein Zitat von Anthony Robbins:
„Du bekommst was Du tolerierst! Immer“
Mancher TOP Manager sitzt momentan genau aus diesem Grund ein paar Jahre im Gefängnis, oder in Untersuchungshaft.
Bleiben Sie fokussiert!
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- Thomas Krings: Fokus Führung: Thomas Krings