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Können Sie als Führungskraft Dankbarkeit von Ihren Mitarbeitern erwarten?

von wirtschaftstelegraph

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Thomas Krings gilt als Game Changer beim Thema Führung. Seine Thesen finden Beachtung in den Chefetagen namhafter Unternehmen. In seinem Podcast „Fokus Führung“ teilt er sein Wissen und gibt wertvolle Impulse. Grund genug, ihn im Wirtschaftstelegraph zum Kolumnisten zu machen. Viele seiner Texte basieren auf seinem Podcast, den es hier auch zum Nachhören gibt. Er teilt hier Führungswissen für Leader von morgen.
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Mein neues Unternehmen in Thüringen

Nach dem Fall der Mauer hatte ich mich dazu entschieden in Thüringen ein Unternehmen, das dem Untergang geweiht war, zum Teil zu übernehmen. Wir starteten damals unter ungünstigsten räumlichen Bedingungen. Ich hatte uralte Gebäude übernommen. Logistisch war das damals eine Katastrophe. Einzelne Abteilungen dieses Unternehmens waren über die ganze Stadt verteilt, sodass wir unsere Halberzeugnisse zwischen den einzelnen Produktionsbereichen mit Autos und Handkarren transportieren mussten. Die Büros und die Sozialräume entsprachen nicht ansatzweise westlichem Standard. Heizung gab es anfänglich nur wenn Braunkohle in ausreichender Menge und Qualität verfügbar war. Heute, Jahrzehnte später, ist es mir im Nachhinein ein Rätsel wie wir überhaupt zu dieser Zeit so erfolgreich arbeiten konnten. ​

​Ziel: Das modernste Unternehmen in Europa

​Fünf Jahre später lief unser Geschäft so gut, dass wir aus allen Nähten platzen. Ich entschied mich einen Neubau auf die grüne Wiese zu setzen. Ich wollte das modernste Unternehmen in dieser Branche in ganz Europa, vielleicht sogar weltweit aufbauen. Modern hieß logistisch perfekt geplant. IT auf dem neusten Stand der Technik vernetzt. Ausreichend Raum für weiteres Wachstum. Zeitgemäße Abwassertechnik und Absauganlagen mit hoch effizienten Wärmerückgewinnungssystemen. Am wichtigsten waren mir aber die Arbeitsbedingungen für meine Mitarbeiter. Diese sollten im Umkreis von Hunderten von Kilometern einmalig sein. Hell, freundlich mit viel Tageslicht, ergonomische Arbeitspositionen, gemütliche Aufenthaltsräume mit allem Komfort. Gute Wasch- und Duschgelegenheiten, usw. Bei der Planung und in der Bauphase freute ich mich schon auf den persönlichen Rundgang, bei dem ich meinen Mitarbeitern die fertiggestellte Produktionshalle und die Büros zeigen würde.

​Die Dankbarkeit

​Dann kam der entscheidende Tag. Ich freute mich wie ein Kind darauf den Mitarbeitern ihre neuen Arbeitsplätze präsentieren zu können. Ich erhoffte mir einen riesigen Motivationsschub. Bereits nach den ersten Schritten in der neuen Umgebung sah ich zwar in erstaunte Augen der Mitarbeiter, erhielt auch interessierte Fragen. Als ich mit dem Rundgang fertig war, spürte ich keinerlei Begeisterung seitens der Mitarbeiter. Ich war absolut enttäuscht. Wenn ich ehrlich bin dachte ich „was seid ihr für ein undankbares Volk. Das sind die modernsten Arbeitsplätze im Umkreis von hunderten Kilometer. Jeder Freund, Bekannte und Verwandte wird euch darum beneiden hier in diesem Unternehmen arbeiten zu können.“ Es kam kein „Danke“, keine Begeisterung. Ich war frustriert, hatte ich mich doch ein Jahr lang auf genau diesen Tag, auf diesen Moment gefreut. In zahlreichen Gesprächen habe ich damals mit einigen Mitarbeitern versucht dieses Verhalten zu verstehen. Sie dachten damals „oh man das viele Geld was hier investiert wurde das müssen wir alles wieder verdienen“ oder „das viele Geld, hätte er uns besser eine Lohnerhöhung gegeben“. Es gab in der Zeit nach dem Mauerfall eine Grundstimmung von Unsicherheit die damals überall noch in den neuen Bundesländern zu spüren war.

​Die Zweckgemeinschaft

​Heute, Jahrzehnte später, weiß ich, dass ich nie hätte mit Dankbarkeit von meinen Mitarbeitern rechnen dürfen. In einem Hochleistungsunternehmen geht es nämlich nicht darum Freunde fürs Leben zu gewinnen. Jeder im Unternehmen, ob Geschäftsführung, Führungskräfte, oder Mitarbeiter müssen sich darüber im Klaren sein, dass ein Unternehmen eine Zweckgemeinschaft ist. Diese Zweckgemeinschaft dient zum einen der Vermehrung des Kapitals der Eigentümer und zum andern der sozialen Verpflichtung Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten. Selbstverständlich spielen dabei Gefühle und Haltungen wie Dankbarkeit, Vertrauen, Wertschätzung, etc. eine wichtige Rolle. Aber sie sind nicht das Ziel.

​Was Sie von Ihren Mitarbeitern erwarten können

Was Führungskräfte von Ihren Mitarbeitern erwarten können, ist die Bereitschaft Hochleistung zu bringen. Das können sie nur in dem Maß, wie die Führungskraft auch die entsprechenden Rahmenbedingungen gestaltet. Je mehr Hochleistung vom Mitarbeiter gefordert wird, desto besser müssen die Rahmenbedingungen sein. Dann sind sie quitt! Es gibt anschließend keine weiteren, gegenseitigen Forderungen, oder Erwartungen mehr.

Was meine ich mit Rahmenbedingungen? Moderne, funktionierende Arbeitsmittel, leistungsgerechte Bezahlung und vor Allem GUTE FÜHRUNG. Wenn alles Andere im Unternehmen stimmt, dann ist gute Führung der entscheidende Faktor für nachhaltigen Unternehmenserfolg.

Dann kommt Dankbarkeit von ganz alleine.

Bleiben Sie fokussiert!

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