Eine alarmierende Entwicklung aus den USA ist die enorme Verschuldung US-amerikanischer Hochschulabsolventen. Ungefähr 1,5 Billionen Dollar Schulden sollen US-Absolventen angehäuft haben. Gezahlt wird häufig bis ins Rentenalter. Die Statistiken zur Verschuldung veranlassen Wirtschaftsexperten, gar eine neue Wirtschaftskrise zu befürchten („Studienkreditblase“), was auch in deutschen Medien in den vergangenen Jahren wiederholt aufgegriffen wurde.
Deutschland ist nicht USA
Problem: Ohne die relevanten Unterschiede zwischen der deutschen und der US-amerikanischen Hochschullandschaft zu verstehen, wird privatwirtschaftliche Studienfinanzierung durch das Beispiel USA in ein schlechtes Licht gerückt: Kein gutes Signal für unsere ohnehin schon deutlich besorgtere und risikobewusste deutsche Kultur.
Wir müssen uns stark machen für die Message: Studieren lohnt sich!
Was bei allen Bedenken und Verschuldungsängsten schnell unter den Tisch fällt: Die Chance eines Studiums in persönlicher und auch in monetärer Hinsicht, wenn man das höhere zu erwartende Lebenseinkommen und die breiteren Karrieremöglichkeiten betrachtet. Hierzulande herrscht die Meinung vor, dass Bildung nichts kosten darf. Studienkreditschulden oder die Bafög-Rückzahlung werden zuweilen als Risiko gewertet. Eine Küchenzeile oder ein Auto auf Raten zu kaufen, ist hingegen normal. Was für ein Licht wirft das auf den Wert von Bildung? Und wie wirkt sich diese Grundhaltung auf den Mut zum Studium aus?
Gerade junge Menschen mit nichtakademischer Herkunft sehen die Hochschule sowieso schon als fremde Welt, in der sie die Finanzierung als eine Hürde neben genügend anderen wahrnehmen. Wir müssen aufhören, jungen Menschen Angst vor der Investition in die eigene Zukunft zu machen, und gleichzeitig Modelle anbieten, die eine flexible Antwort auf die Angst vor Studienfinanzierung geben. Studieren lohnt sich!
Hervorragende staatliche Hochschulen bestimmen die deutsche Bildungslandschaft
Wenn es um das amerikanische Beispiel geht, müssen wir außerdem klarstellen: Die deutsche Hochschullandschaft ist anders. Eine immer noch breite Vielfalt hervorragender staatlicher Hochschulen verlangt abgesehen vom Semesterbeitrag keine Studiengebühren. Auch die meisten privaten Hochschulen sind nicht so teuer wie jene in den USA, wo ein Studium im Durchschnitt zwischen 12.000 und 23.000 Dollar im Jahr kostet. Natürlich stellt sich hier die Frage, inwiefern das noch in Relation zum erwarteten Einkommen steht und sicher muss die Entwicklung privater Hochschulen auch in Deutschland sehr wachsam beobachtet werden.
Status Quo ist jedoch: Ein Studium in Deutschland ist grundsätzlich finanzierbar. Es muss keine private Hochschule sein. Und ein regulärer Berufsweg mit Studienabschluss fängt die Rückzahlung der Studienkosten mehr als auf. Finanzierungsmodelle und die transparente, umfassende Information dazu müssen ausgebaut werden, das steht außer Frage. Bis dahin ist die Lösung aber nicht, Angst vor der Investition in die eigene Bildung zu machen, ohne eine andere Idee zu präsentieren.
Bildquellen
- STANDPUNKT BILDUNG: Nicht studieren ist auch keine Lösung: obs/Deutsche Bildung AG