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Versorgungsketten müssen flexibler, stabiler und robuster werden

von ARKM Zentralredaktion

Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ist die Unterbrechung von Infektionsketten. Lieferketten dagegen sollen und müssen in der Corona-Krise möglichst unterbrechungsfrei weiterlaufen. Doch Unternehmen sind hier aktuell mit massiven Problemen konfrontiert: Viele Lieferanten sind weggebrochen und kämpfen selbst mit personellen Engpässen, Liquiditätslücken oder verstopften Lagern. Dazu kommen die Schwierigkeiten, von denen viele assoziierte Dienstleister, etwa in der Logistik, betroffen sind.

Das Risiko von Brüchen in der Supply Chain ist also drastisch gestiegen. Gleichzeitig hat diese Entwicklung aber auch die hohe Störanfälligkeit komplexer Lieferketten offengelegt. Obwohl die Lebensmittelbranche, Land- und Erntemaschinenhersteller oder Baumärkte bislang vergleichsweise gut durch die Krise gekommen sind, müssen Versorgungsketten künftig robuster und resilienter ausgelegt werden. Ohne tiefgreifende Änderungen wird das nicht gehen: Dazu müssen die Ketten zumindest teilweise neu aufgebaut werden, um einerseits in der Krisensituation stabil zu funktionieren, andererseits, um für die Situation einer neuen Normalität nach der Pandemie gewappnet zu sein. Dazu zählen vor allem ein Verständnis für das veränderte Kundenverhalten, die Vermeidung von Single Sourcing sowie die Verkürzung und Stabilisierung der Lieferketten durch die starke Hinwendung zu lokalen, regionalen oder europäischen Lieferanten. Erfahrungsgemäß sind die Herausforderungen an die Supply Chains gerade bei wieder anziehendem Geschäftsvolumen nach einer Ausnahmesituation am größten.

Entscheidende Richtwerte sind die Zahl der Lieferanten, der Lieferanten-Mix und die strategische Bedeutung bestimmter Materialien oder Handelswaren. Dazu kommen Metriken wie Time-to-recover, also der Zeitraum vom Ausfall eines Lieferanten bis zu dessen Ersatz, oder Time-to-survive, also die Menge der vorgehaltenen Materialien, um die Produktion am Laufen zu halten. INFORM rät bei der Neuausrichtung zu einem methodischen Vorgehen mit diesen vier Schwerpunkten:

1.    Risikoanalysen: Viele Lieferketten müssen nach der Krise schnell wieder hochgefahren werden. Doch es wird zu prüfen sein, inwieweit sie nicht zumindest teilweise durch andere, weniger risikobehaftete Alternativen ersetzt werden sollten. Das gilt vor allem für den zu definierenden Lieferantenmix in Bezug auf Zahl und Herkunftsländer und das Verhältnis von Lagerhaltung und Just-in-time-Bezug. Das angestrebte höhere Maß an Sicherheit und Stabilität von Lieferketten wird jedoch in vielen Fällen in einem Zielkonflikt mit Kostenaspekten zu entscheiden sein. Statt zusätzliche Sicherheitsbestände aufzubauen, gilt es vielmehr, vorhandene Bestände sinnvoll zu verteilen, um eine erhöhte Kapitalbindung in wirtschaftlich kritischen Zeiten zu vermeiden. Zusätzlich sollten Unternehmen den Einsatz intelligenter Prognose- und Optimierungssysteme für die Lagerwirtschaft prüfen, um Lieferfähigkeit und Lagerbestände auszubalancieren.

2.    Pläne für Alternativ- oder Notfallszenarien: Bereits 2013 wurde von der Bundesregierung eine Risikobewertung für ein Notfallszenario durch eine SARS-Pandemie vorgestellt. Trotzdem waren die Lieferketten der meisten Unternehmen nicht darauf vorbereitet. Deshalb sollten spätestens jetzt strategische Pläne für den Umgang mit wirtschaftlichen Krisen oder anderen Notfallsituationen erstellt werden, um die Supply Chain robust und resilient aufzustellen. Inhaltlich geht es dabei vor allem um Reaktionsmöglichkeiten und die Definition von Sourcing-Alternativen.

3.    Sourcing-Strategien: Ausgehend von der Risikoanalyse und den daraus abgeleiteten Notfallplänen geht es dann um die konkrete Ausgestaltung der Lieferketten. Wichtigste Punkte dabei sind die Diversifizierung der Lieferantenbasis, die Vermeidung geografischer Abhängigkeiten, den Umgang mit Beständen und die Allokation von Vorräten bis hin zur eventuellen Veränderung der Wertschöpfungstiefe.

4.    Kooperation: Die aktuelle Krise hat gezeigt, dass auch weiche Faktoren wie die gegenseitige Unterstützung wichtig und zielführend sind. Der Austausch von Materialien und Personal, das Verständnis der gegenseitigen Abhängigkeit, gesteigerte Transparenz sowie die Offenlegung und Weitergabe von Daten über Unternehmensmauern hinaus sorgen für eine erhöhte Stabilität von Lieferketten, die allen zugutekommt. Diese Lektion ist in vielen Branchen gelernt worden und sollte in Zukunft verstärkt als integraler Teil bei der Konzeptionierung von Supply Chains genutzt werden.

„Über die Optimierung von Lieferketten hinaus sollten wir auch neue Lösungen für das Resilience Management in Versorgungsnetzen entwickeln“, erklärt Dr. Marco Schmitz aus dem New Solutions Team im Geschäftsbereich Inventory & Supply Chain bei INFORM. „Ein Beispiel dafür sind Kooperationsplattformen, die es Unternehmen etwa erlauben, als virtuelle Zentrallager Informationen über ihre Bestände zu teilen. Damit wird Kooperation übergreifend organisiert und durch technologische Unterstützung operativ nutzbar gemacht.“

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