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Profiler Suzanne Grieger-Langer: Die Wahrheit liegt in der Quelle

von wirtschaftstelegraph

Wer Lügen entlarven will, muss tief eintauchen in die Details

Wohl jeder ist schonmal belogen worden – vielleicht mit unterschiedlich schweren Folgen, wohl immer aber mit dem unguten Gefühl, dass man es besser hätte wissen müssen. Was also kann man tun, um gar nicht erst hereinzufallen auf einen Lügner? Der Trick ist, den Blender schon beim Verbreiten seiner Unwahrheiten zu entlarven.

Trickser machen sich stets die Leichtgläubigkeit ihres Opfers zunutze: Sie verstehen es meisterlich, ihren Opfern eine Lüge als Tatsache zu verkaufen. Der Betrogene bekommt dabei gar nicht mit, dass er belogen wurde: Er ist sich zunächst einmal sicher, die Wahrheit zu kennen, ohne zu merken, dass er einem Blender aufgesessen ist. Wer wissen will, was tatsächlich Wahrheit und was Lüge ist, muss weggehen von der reinen Information und sich stattdessen auf den Weg zur Quelle machen. Dort gilt es dann, sich mit den Details zu befassen.

Um das Ganze in Summe zu verstehen, müssen die einzelnen Teile betrachtet werden. Jemand, der den Verdacht hat, betrogen zu werden, sollte sich das Gesagte unter ganz verschiedenen Kriterien anschauen: Wer hat was zu wem gesagt? In welcher Form wurde es gesagt und mit welcher Absicht? Und schließlich: Welche Emotionen löst das Gesagte aus? Kommt die Information von einem Wettbewerber, oder wurde die Person, die eine Information weitergibt, vielleicht vom Wettbewerb beauftragt? In diesem Fall ist die Information auf jeden Fall mit Vorsicht zu genießen. Wer dagegen feststellt, dass eine Information von Lobbyisten kommt, muss gar nicht weiter ermitteln: Diese Quelle ist auf jeden Fall unseriös. Schau nicht auf die Information, sondern auf die Person, die sie verbreitet, lautet also die wertvollste Erkenntnis, wenn es darum geht, Lügen zu entlarven.

Wenn sich der Gesprächspartner nicht unmittelbar einer der genannten Kategorien zuordnen lässt, ist eine geschickte Beobachtungsgabe gefragt, um Lügner von Nicht-Lügnern zu unterscheiden. Diese lässt sich trainieren. Dazu muss man natürlich wissen, auf was es zu achten gilt. Ein Lügner verrät sich durch verschiedene Verhaltensweisen – in erster Linie dadurch, dass sich diese während des Lügens ändern. Da Lügen Stress verursacht und kein Mensch alle Kommunikationskanäle gleichzeitig unter Kontrolle haben kann, weichen Körpersprache und Verbalsprache beim Lügen vom Normalzustand ab. Einen guten Hinweis darauf, ob jemand die Wahrheit sagt oder nicht, gibt etwa sein Antwortzeitverhalten Damit ist die Differenz zwischen der Frage und der darauf erfolgten Antwort gemeint. Eine Lüge muss im Kopf des Lügners konstruiert werden, während eine wahrheitsgemäße Antwort aus dem Gedächtnis abgerufen werden kann. Eine konstruiere Antwort benötigt demnach wesentlich mehr Zeit.

Während der Gesprächspartner antwortet, sollte man zusätzlich auf einige Warnindikatoren achten, die Aufschluss darüber geben, ob es jemand ehrlich meint oder nicht. Je mehr Warnindikatoren in Summe zusammenkommen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich beim Gesagten um eine Lüge handelt. Zu den typischen Warnindikatoren gehören Fluchtsignale, Kampfsignale und die Schockstarre. Zu den Fluchtsignalen zählen beispielsweise hilfesuchende Blicke zu Dritten oder der Blick zur Tür. Stutzig werden sollte man auch dann, wenn der Gesprächspartner urplötzlich um eine Pause bittet, unvermittelt das Thema wechselt oder einen dringenden Termin vorschiebt, um sich aus der Situation zu befreien.

Zu den unbewussten Kampfsignalen gehören verbale Gegenangriffe, aber auch, dass der Lügner seinen Gesprächspartner unterbricht, seine Stimme erhebt oder sogar auf aggressive Art und Weise versucht, das Thema zu wechseln. Von der lautstark geäußerten Empörung darüber, dass der Gesprächspartner das Gesagte anzweifelt, bis hin zu Beleidigungen sind hier verschiedene Szenarien denkbar. Andere Lügner zeigen dagegen deutliche Schocksignale, wenn ihnen bewusst wird, dass sie kurz davorstehen, aufzufliegen: Sie verharren reglos und stumm in ihrer Position, bis sie sich wieder gefangen haben.

Je mehr dieser Warnindikatoren vorliegen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Gesprächspartner lügt. Wer ist die Quelle und wie verhält sie sich, lautet also die wichtigste Frage, wenn man die Spreu vom Weizen trennen will. Statt sich also in erster Linie mit der Information zu befassen, die man bekommt, sollte man sich vielmehr demjenigen widmen, der sie verbreitet. Hier gilt – wie so oft im Leben: Übung macht den Meister!

 

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