Die Corona-Pandemie hat den Einzelhandel hart getroffen. Von einem Tag auf den anderen mussten zahlreiche Geschäfte schließen und wussten nicht, wann sie wieder öffnen dürfen. Seit Ende April durften einzelne Läden wieder nach und nach öffnen. Aus Basis der eigenen Daten hat ImmoScout24 Gewerbe untersucht, wie Corona den Markt für Einzelhandelsimmobilien im ersten Halbjahr 2020 verändert hat.
Nach Corona-Verunsicherung: Nachfrage nach Einzelhandelsflächen zieht wieder an
Die Corona-Pandemie hat Gewerbeimmobiliensuchende deutschlandweit verunsichert. Mit den Kontakteinschränkungen sind die Kontaktanfragen bei Anbietern von Einzelhandelsflächen zur Miete stark zurückgegangen. Im Zuge der Lockerungen stieg die Nachfrage von April bis Juni wieder sprungartig um 97,4 Prozent an. Die deutschlandweite Nachfrage hat sich damit weitgehend erholt: Im Juni gingen bei Anbietern von Einzelhandelsflächen zur Miete in der deutschlandweiten Betrachtung wieder so viele Kontaktanfragen ein wie zum Jahresanfang (- 0,1 Prozent). Vergleicht man die deutschlandweiten Werte für Juni 2020 mit den Vorjahreswerten von Juni 2019 ist die Nachfrage sogar um 48,3 Prozent gestiegen.
Für die deutschen Top7-Städte – Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart - zeigt sich auf ImmoScout24 Gewerbe ein ähnlicher Verlauf: Zu Beginn der Corona-Pandemie ging die Nachfrage deutlich zurück, um im April im Zuge der Lockerung bis Juni 2020 um 98,3 Prozent anzuziehen. Insgesamt liegt die Nachfrage nach Einzelhandelsimmobilien zur Miete in den Top 7-Städten damit noch um 3,3 Prozent unter dem Januar-Wert. Im Jahresvergleich Juni 2019 zu Juni 2020 stieg die Nachfrage in den Top7-Städten nach Einzelhandelsflächen zur Miete um 43,7 Prozent. In Berlin liegen die Nachfrage-Werte ebenfalls wieder fast auf dem Jahresanfangswert (- 2,1 Prozent) und um 56,4 Prozent über dem Vorjahreswert.
„Der Schock saß bei Suchenden nach Einzelhandelsflächen tiefer als bei den Mietern und Käufern im Wohnimmobilienmarkt. Viele Unternehmen waren damit beschäftigt, ihre Betriebe durch die Krise zu steuern. Jetzt da die meisten Geschäfte öffnen dürfen, nimmt die Suche nach der passenden Gewerbeimmobilie wieder Fahrt auf. Schaut man sich die Entwicklung der Nachfrage im Jahresvergleich an, sieht man, dass der Bedarf an Einzelhandelsflächen enorm hoch und seit letztem Jahr stark gestiegen ist“, erklärt Dr. Thomas Schroeter, Geschäftsführer von ImmoScout24.
Anbieter halten sich zurück
„In Folge der Corona-Pandemie und der vorübergehenden Ladenschließungen könnte man vermuten, dass der Leerstand und das Angebot an Einzelhandelsflächen zunehmen. Das zeigt sich in unseren Daten bislang nicht. Die schwierige Lage des Einzelhandels schlägt sich bislang nicht auf das Angebot durch“, erklärt Dr. Thomas Schroeter.
Das deutschlandweite Angebot an Einzelhandelsflächen zur Miete hat auf ImmoScout24 Gewerbe seit Januar um 4,5 Prozent abgenommen. Auf Ebene der deutschen Top-7-Städte verzeichnet ImmoScout24 Gewerbe ebenfalls einen leichten Angebotsrückgang von 1,9 Prozent seit Beginn des Jahres. Nach einem Tief im März und einem Rückgang um 8,7 Prozent, erholte sich das Angebot und liegt im Juni um 11,6 Prozent über den März-Werten. In der Hauptstadt zeigt sich im Jahresverlauf ebenfalls ein März-Tief. So ging das Angebot an Einzelhandelsflächen zur Miete in Berlin von Januar bis März um 12,1 Prozent zurück. Seitdem steigt es wieder und liegt um 15,2 Prozent über dem März-Wert und 1,2 Prozent über dem Januar-Wert.
Mieten für Einzelhandel werden günstiger
„Vermieter von Einzelhandelsflächen scheinen in der Krisenphase zunächst abgewartet und sich neu orientiert zu haben, bis sie ihre Objekte wieder verstärkt angeboten haben“, beschreibt Dr. Thomas Schroeter die Lage: „Wir sehen allerdings einen deutlichen Rückgang der Angebotsmieten – ein Indiz dafür, dass Anbieter sich der temporär gesunkenen Nachfrage nach Einzelhandelsflächen anpassen. Ob die Preise langfristig sinken, bleibt abzuwarten.“
Deutschlandweit lagen die Angebotsmieten für Einzelhandelsflächen im Juni bei 13,25 Euro pro Quadratmeter. Im Vergleich zum Januar entspricht das einem Minus von 6,8 Prozent. Damals lagen die Angebotsmieten bei 14,21 Euro pro Quadratmeter. In den deutschen Top7-Städten sind die Angebotsmieten ebenfalls rückläufig. Sie sanken um 4,3 Prozent von 26,02 Euro pro Quadratmeter auf 24,90 Euro pro Quadratmeter im Vergleichszeitraum. In Berlin sind die Mietpreise für Einzelhandelsimmobilien um 9,4 Prozent von Januar bis Juni gesunken. Aktuell liegt die durchschnittliche Angebotsmiete bei 22,97 Euro pro Quadratmeter. Im Januar lag der Quadratmeterpreis bei 25,35 Euro.
Bildquellen
- Entwicklung der Angebotsmieten: ImmoScout24