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Messung und Reporting „oft noch in den Kinderschuhen“

von wirtschaftstelegraph

Unternehmen verschiedener Branchen beschäftigen sich zunehmend mit der Frage, wie sich das Betreiben ihrer Büros, Produktionshallen und anderer Flächen auf die Umgebung auswirkt. Zum einen ist ihre Verantwortung groß, wenn man sich etwa den Anteil des Gesamtenergieverbrauchs anschaut, der auf Immobilien entfällt. Zum anderen werden die Unternehmen durch rechtliche und politische Vorgaben immer mehr dazu verpflichtet, sich mit der nachhaltigen Bewirtschaftung ihrer Gebäude zu befassen.

In diesem Kontext fällt häufig die Abkürzung ESG. Sie bezieht sich auf die Dimensionen Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance). „Unternehmen tun gut daran, sich systematisch mit ESG-Kriterien zu befassen“, ist Rebecca Mertin überzeugt. Die Alumna der FH Münster ist Mitautorin der aktuellen 32-seitigen Publikation „ESG im CREM“ von FH Münster und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG AG. Angesprochen sind Verantwortliche aus dem Corporate Real Estate Management (CREM). Die Publikation ist nach einer Registrierung unter kpmg.de/esgimcrem abrufbar.

Die Datengrundlage für „ESG im CREM“ stammt aus Mertins Abschlussarbeit im Masterstudiengang Immobilien- und Facility Management; Prof. Dr. Torben Bernhold betreute sie. Direkt nach dem Studium in Münster ist die 28-Jährige bei der KPMG AG am Standort Berlin als Management Consultant für Real Estate im Bereich Financial Services eingestiegen.

Das KPMG-Autor*innenteam um Mertin erörtert in der Publikation, ob und inwieweit ESG-Kriterien im betrieblichen Immobilienmanagement derzeit tatsächlich systematisch gemessen werden und in welcher Form die Unternehmen über sie berichten. Enthalten sind auch Hinweise zu fehlenden Ressourcen, Stakeholdern und zur Umsetzung von ESG im CREM. „ESG-Kriterien standardisieren Nachhaltigkeit, sie machen sie transparent und vergleichbar“, so Mertin. Kriterien sind beispielsweise Energieverbrauch und CO2-Emissionen auf dem Gebiet Environmental, Nutzerzufriedenheit und Barrierefreiheit auf dem Gebiet Social, Vermeidung von Korruption und IT-Sicherheit auf dem Gebiet Governance.

Für ihre Erhebung hatte Mertin Unternehmensleitungen, Führungskräfte und Mitarbeiter*innen im CREM und anderen Abteilungen aus unterschiedlichen Unternehmen und Branchen befragt. Dass rund 90 Prozent der Teilnehmer*innen nach eigenen Angaben keine vollständige, regelmäßige Erhebung und Verwendung von ESG-Kriterien praktizieren, hat Mertin doch sehr überrascht. Die Ergebnisse zeigten allerdings auch, dass einige wenige Kriterien wie etwa der Energieverbrauch der Gebäude bereits von dem Großteil der Unternehmen erhoben werden. „Obwohl sich die Mehrzahl der Befragten offen für das Thema zeigt, stecken Messung und Reporting von ESG-Kriterien im CREM oft noch in den Kinderschuhen“, so Mertin.

Unsicherheiten bei den Anforderungen, keine Priorisierung von Nachhaltigkeit in der Strategie, unklare Verantwortlichkeiten und eine schlechte Datenlage sind die wichtigsten genannten Gründe dafür. Trotz aller Hindernisse – das Autor*innen-Team sieht in der systematischen Verwendung und Erhebung von ESG-Kriterien ein Handlungsfeld der Zukunft. Und das nicht nur, weil 2023 das Lieferkettengesetz in Deutschland in Kraft tritt und sich ab 2024 die CSRD, die europäische Richtlinie für das Nachhaltigkeitsreporting von Unternehmen, verschärft. „Das gesamte Unternehmen wird durch die ESG-Kriterien nicht nur seiner Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft gerecht. Es ergeben sich auch deutliche Wertsteigerungs- und Kostenoptimierungspotenziale“, sagt die Real-Estate-Beraterin.

Bildquellen

  • FH Münster: FH Münster/Susanne Lüdeling

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