Die Covid-Pandemie hat dazu geführt, dass sich die Medizinlandschaft massiv verändert. Einerseits geht die Entwicklung immer weiter Richtung telemedizinischer Ansätze, andererseits verändert sich damit gleichzeitig das Verhältnis von Arzt und Patienten.
Beschleunigung bestehender Prozesse
Die Digitalisierung ist seit dem Ausbruch der Pandemie vollständig im Gesundheitswesen angekommen. Durch diesen Wandel verschieben sich auch gewisse Grundparameter innerhalb des Systems. Beispielsweise verändern sich die Rollenmuster von Ärzten und Patienten massiv. Der Patient hat – Stichwort “Digital Patient Empowerment” – immer mehr Möglichkeiten, sich über Gesundheitsaspekte zu informieren und diese über verschiedene Tools, wie Fitnesstracker und Co., zu messen und zu überwachen.
Der Patient war noch nie so gut informiert, zum Teil auch desinformiert, wie heute. Dieses Wissen sorgt dafür, dass der Arzt als nicht mehr unfehlbar eingeschätzt wird. Patienten werden mündiger, fordernder und natürlich auch kritischer, was die Behandlungs- und Analysemethoden angeht. Mehr und mehr begeben sich Ärzte in die Rolle von Coaches, die auf Augenhöhe mit ihren Patienten kommunizieren und gemeinschaftlich an die gesundheitlichen Herausforderungen herantreten.
Digital Patient Empowerment – Was hat es damit auf sich?
Gesundheitliche Informationen waren noch nie so gut und zahlreich verfügbar wie heute. Gleichzeitig gibt es einen Pluralismus an Behandlungsansätzen, die ebenfalls vom Patienten wahrgenommen wird. Doch die Mündigkeit der Patienten sorgt auch dafür, dass die Verantwortung auf beide Schultern verteilt wird. Dies bedeutet eine stärkere Involvierung des Patienten in alle Phasen der medizinischen Behandlung und Prävention. Im Idealfall ist der Patient sogar in der Strategieentwicklung maßgeblich mitbeteiligt und sieht sich als Teil eines Teams, welches den Gesundheitserhalt und nicht mehr nur den Heilungsprozess im Fokus hat.
Das bedeutet, dass abzuklären ist, wie eine gesunde Lebensweise überhaupt aussieht und welche Verantwortungsbereiche in welcher Form vom Patienten übernommen werden können. Der Arzt sorgt dann dafür, dass die Maßnahmen dementsprechend angepasst und ausgerichtet werden.
Sonnen- und Schattenseiten
Wie jede Entwicklung, gibt es bestimmte Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Den Prozess aufzuhalten oder ihn zu behindern, ist nicht möglich. Deshalb sollten Ärzte die neue Rollenverteilung akzeptieren und aktiv an ihrer konkreten Gestaltung mitarbeiten. Gleiches gilt für Patienten. Sie müssen aktiv in diesen medizinisch-kooperativen Dialog einsteigen und verstärkt Eigenverantwortung übernehmen.
Die medizinische Landschaft muss darüber hinaus dafür sorgen, dass die Patienten qualitativ hochwertige Gesundheitsinformationen erhalten, die sie nicht in Panik versetzen oder verwirren. Insofern sind die neuen Technologien, wie die der Videosprechstunde eine gute Entwicklung, da hier relativ zeitnah für Klarheit vom eigenen Arzt des Vertrauens gesorgt werden kann.
Der Arzt muss verstärkt unternehmerisch denken
Dieser Paradigmenwechsel in der Medizinlandschaft sorgt dafür, dass Ärzte sich ein Stückweit neu erfinden müssen. Immer mehr werden unternehmerisches Know-How, betriebswirtschaftliches Wissen und Leadership-Skills gefragt. Hinzu kommen neue Kommunikationsstrategien, die der neuen Rolle des Arztes vor Ort als Coach unterstützen. Die Patientenlandschaft und die damit verbundenen Anforderungen an die Ärzteschaft erfordern eine neue Betrachtungsweise des Berufsstandes eines Mediziners. Auf die Baby-Boomer-Generation folgt eine völlig neue Generation an Patienten, die eine völlig andere Herangehensweise an das Thema der Medizin haben. Darauf gilt es sich vorzubereiten aus Sicht des Arztes.
Marketing als moderner Arzt ein Muss
Jahrzehntelang war es sogar verboten, Werbung für die eigene Ordination zu machen. Mehr und mehr setzt sich aber auch hier die Erkenntnis durch, dass Ärzte einfach für sich und ihre Leistungen Marketing betreiben müssen, um Kunden zu gewinnen. Eine Möglichkeit sind neue Telemedizinanbieter, wie eben die CyberDoc GmbH, die den Arzt vor Ort nicht verdrängen möchten, sondern im Gegenteil, ihm die Möglichkeit eröffnen möchte, Patienten für sich zu gewinnen, die er auf anderem Wege vermutlich nicht erreicht hätte. Es ist unstrittig, dass es zu einer ausgewogenen Kombination rein digitaler als auch analoger Behandlungsmethoden kommen muss. Kein Bereich soll vom anderen ersatzlos ersetzt werden. Gleichzeitig hilft die digitale Ergänzung dabei, Ressourcen zu schonen und schnelle Kommunikationswege zwischen Arzt und Patienten zu verwirklichen.
Ausblick
Der digitale Wandel im Gesundheitsbereich muss von allen Beteiligten aktiv mitgestaltet werden, um neue Standards zu setzen. Es geht nicht nur um das Arzt-Patienten-Verhältnis, sondern auch um die Positionierung des Arztes als Unternehmer in einem Markt, der in Bewegung ist und sich ständig ändert. Moderne Ärzte benötigen Wissen aus Bereichen der Betriebswirtschaft, des Marketings und der Kommunikationsführung, um den neuen Herausforderungen gewachsen zu sein.
Gleichzeitig bieten sich in diesem Umfeld zahlreiche Chancen, auch als Arzt unternehmerisch erfolgreich zu wirken, indem er auf einer neuen Ebene mit Patienten kommuniziert und diesen dabei hilft, den nachhaltigen Gesundheitserhalt anzustreben.
Autoreninfo
Oliver Neumann ist seit 20 Jahren Unternehmer und seit 18 Jahren in der Beratung von Ärzten und Medizinern tätig.
Seine Mission ist die Sicherstellung der Patientenversorgung und die Ausrichtung auf mehr unternehmerische Skills in der ambulanten Versorgung. Digital Health und der Einsatz von digitalen Tools in der Gesundheitslandschaft spielen auch dabei eine entscheidende Rolle.
Er ist Geschäftsführer der Telemedizinplattform CyberDoc GmbH und Gründer des Projektes Businessdoc – Arzt als Unternehmer.
Bildquellen
- Oliver Neumann: Oliver Neumann