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Corona-Krise: „Wir müssen jetzt wieder Vertrauen lernen.“

von ARKM Zentralredaktion

„Fake-News“, „Lügenpresse“ und „Altparteien“ sind nur einige Begriffe, die die Vertrauenskrise beschreiben, in der sich die deutsche Gesellschaft schon vor Beginn der Pandemie befunden hat. Der Blick auf die Politik, die Medien und viele Interessengruppen war und ist mehr als skeptisch. Jetzt kommt ein Kollaps nahezu aller vertrauten Systeme hinzu: leere Regale im Supermarkt, geschlossene Grenzen, eingeschränkte Mobilität und Reisefreiheit, verwaiste Geschäfte, eine unsichere Arbeitswelt, ja sogar ein Kontaktverbot mit den Menschen, die man liebt. Fast nichts ist mehr wie es noch vor zwei Wochen war. Man kann sich auf nichts mehr verlassen. Dazu die Ungewissheit, wann dieser Zustand endet. Und wenn, was wird dann noch so sein wie vorher? Die Menschen sind massiv auf die Probe gestellt – psychisch, physisch und emotional. Das Einzige, was bleibt, ist die Hoffnung, dass man das alles selbst einigermaßen gut übersteht, aber auch die Angst um die eigene Existenz. Doch Angst verhindert, Vertrauen zu haben. „Vertrauen ist aber das, was wir jetzt am meisten brauchen“, sagt Business-Coach Melita Dine.

„Wir erleben das Ende der Eindeutigkeit. Vor der Corona-Krise wussten die meisten Menschen, was für sie gut oder schlecht war – zumindest subjektiv, gemessen am eigenen Werte- und Lebenskompass. Doch das ist nun weitgehend vorbei. Informationen widersprechen sich, jede Handlung, nahezu jedes Geschäftsmodell und jedwede Planung kann gleichermaßen richtig oder falsch sein. Das Vertrauen in die bekannten Systeme ist nachhaltig gestört“, erklärt Melita Dine, die sich als Expertin mit den Themen Vertrauen, Vertrauensintelligenz und Vertrauenskultur beschäftigt und in Neuss eine eigene Beratungspraxis unterhält.

Vertrauen, so Dine, sei momentan das Einzige, was helfe. „Wir müssen den Politikern vertrauen und den Experten. Wir haben weder eine andere Wahl noch andere Referenzen und Bezugspunkte“, meint die Expertin. Allerdings müsse dies auch umgekehrt gelten. Auch die Politik müsse den Bürgern vertrauen. Immer neue Beschränkungen und Repressalien ohne wirklich gute Erklärung zerstörten Vertrauen. Aus der Corona-Krise werde dann schnell eine handfeste und tiefgreifende Vertrauenskrise. Immer schnellere Gesetze mit fatalen Folgen wie zum Beispiel im Mietrecht, die dazu führten, dass Großkonzerne keine Miete mehr zahlen, oder unzureichende Serverkapazitäten beim Beantragen der Soforthilfen seien nur die Spitze eines Eisberges, der die Bürger ihre Ohnmacht spüren lasse und der Vertrauen verspiele. „Zu wenige haben gerade das Gefühl der viel beschworen Solidarität und des Sitzens im viel zitieren gleichen Boot“, bemängelt Melita Dine. Wo Versprechen nicht gehalten werden – „wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz“ – entstehen Frustration und Misstrauen weit über den Tag hinaus.

Es sei Zeit für mehr Ehrlichkeit, mahnt Dine an. In der Krise fielen die Masken. Die Ego-Maskerade bringe nichts mehr. Das wahre Ich komme jetzt mehr denn je zum Vorschein. Viele, die sich noch vor einigen Wochen unverwundbar wähnten und eine Fassade zur Schau stellten, wüssten heute schon nicht, wie sie die nächste Miete zahlen sollen. Viele, die sich stark fühlten, sehen sich heute hilflos und ausgeliefert. „Jetzt kommt die Wahrheit ans Licht. Menschen sind verwundbar – ein Gefühl, das allzu viele Menschen verdrängt oder überspielt haben, um sich selbst und andere zu blenden. Die Zeit des Verdrängens der eigenen Abhängigkeit ist vorbei.“ Das müsse auch die Politik begreifen. Wer als Politiker ehrlich sage, wenn er etwas nicht weiß, wird mehr Verständnis ernten als derjenige, der alle zwei Tage neue Maßnahmen fordert. „Wir müssen zu einer neuen Wahrhaftigkeit kommen – in der Politik, in den Medien und im Geschäftsleben“, fordert Melita Dine, „zu einer Wahrhaftigkeit, die die Menschen ernst nehmen und glauben können und die sie im Herzen erreicht. Denn der reine Verstand reicht in dieser Situation nicht aus.“

Wichtig sei jetzt, auf die positiven Kräfte der Gesellschaft zu vertrauen. Wenn Textilkonzerne Atemschutzmasken und Schutzanzüge produzieren, wenn Unternehmen Geld spenden und wenn im Gesundheitsbereich alles Menschenmögliche getan werde, dann sei auch dies Ausdruck von Vertrauen – in eine bessere Zukunft und in die Menschen, so Melita Dine abschließend.

Wer mehr über die Themen Vertrauen, Vertrauenskultur und Vertrauensintelligenz erfahren möchte oder sich für Veröffentlichungen und Impulse von Melita Dine interessiert, bekommt weitere Informationen unter www.melitadine.com.

Bildquellen

  • Melita Dine: Bildrechte beim Autor

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