In Deutschland geht die Zahl der Firmeninsolvenzen weiter zurück. Nur 5.706 Firmen mussten in den ersten drei Monaten diesen Jahres eine Insolvenz anmelden. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum entspricht das einem Rückgang von 7,8 Prozent.
Bürgen Wirtschaftsinformationen geht von 23.000 Insolvenzen bis Jahresende aus, damit wäre 2015 das sechste Jahr in Folge, in denen die Firmeninsolvenzen sinken. Diese rückläufige Entwicklung wurde vorrangig von der Binnenkonjunktur und dem Export getragen. Zum Wachstum trugen neben den Investitionen der Unternehmen vor allem der Verbraucherkonsum positiv bei. Experten warnen trotz positiver Aussichten vor einer unerwartet schwachen Entwicklung der weltweiten Wirtschaft beziehungsweise eine erneuten Vertrauenskrise in Europa. Diese könnte die Unsicherheit der Unternehmen wieder erhöhen. Insbesondere Griechenland trägt dazu bei. In solch einem Fall kann es auch mehr als 23.000 Firmeninsolvenzen bis zum Jahresende geben.
Steigende Zahlen trotz weniger Insolvenzen
Für Unternehmen und Gläubiger entstehen durch Firmeninsolvenzen Schäden in Milliardenhöhe. Diese beliefen sich in Deutschland im 1. Quartal 2015 auf knapp 4,2 Milliarden Euro. In diesem Zeitraum hat jede Firmeninsolvenz einen Schaden von circa 740.000 Euro angerichtet. In vielen Fällen sind die Aussichten der Insolvenzgläubiger, an Geld zu kommen, sehr gering. Doch zeigt sich nicht in allen Bundesländern der Trend sinkender Insolvenzen: Mecklenburg-Vorpommern mit 28,3 Prozent mehr Insolvenzen als im Vorjahreszeitraum, in Bremen gab es einen starken Insolvenzzuwachs von 22,6 Prozent. Auch im Saarland (+ 8,1 Prozent), in Hessen (+ 6,1 Prozent) und in Schleswig-Holstein (+ 1,5 Prozent) stiegen die Insolvenzzahlen. Knapp ein Viertel (24,4 Prozent) der Unternehmen, die im Untersuchungszeitraum Insolvenz anmelden mussten, waren nur bis zu zwei Jahre am Markt aktiv. Der Trend der letzten Jahre, dass viele Unternehmensgründer nicht am Markt überleben und in die Insolvenz rutschen setzt sich somit fort. Jedoch gab es in dieser Gruppe 13,7 Prozent weniger Insolvenzen gab als noch im Vorjahreszeitraum. Unterfinanzierungen in der Startphase (fehlende Rücklagen, Kreditablehnung), strategische Fehlplanungen des Unternehmens (zu starke Bindung an einzelne Kunden, Fehlinvestitionen), Probleme auf Absatz- und Beschaffungsmärkten (nicht hinreichende Marktkenntnisse, zu enger Kundenstamm) sowie externe Ereignisse (Forderungsausfälle, Kostensteigerungen auf der Beschaffungsseite) zählen zu den Hauptursachen für eine Insolvenz der Jungunternehmen.
Firmeninsolvenzen in Zahlen
In Deutschland gibt es zum Teil große regionale Unterschiede, wenn man die einzelnen Bundesländer betrachtet. Die meisten Insolvenzen gab es in Nordrhein-Westfalen (1.880), gefolgt von Bayern (668), Niedersachsen (448), Baden-Württemberg (430) und Hessen (403). In den ersten drei Monaten gab es die wenigsten Insolvenzen in bremen (76). Betrachtet man die Ergebnisse relativ (Insolvenzen je 10.000 Unternehmen), so ändert sich die Reihenfolge. Demnach bringt Bremen es auf 34 Firmeninsolvenzen je 10.000 Unternehmen und führt die Liste somit an. Gefolgt von Nordrhein-Westfalen (28), Hamburg (25) sowie Berlin, Schleswig-Holstein und dem Saarland (je 23). Der Bundesdurchschnitt lag in den ersten drei Monaten des Jahres bei 18 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Deutlich darunter liegen Baden-Württemberg (10), Bayern (11) und Brandenburg (12). Im 1. Quartal 2015 sind die Insolvenzzahlen in elf Bundesländern rückläufig. Die deutlichsten Insolvenzrückgänge gab es in Brandenburg (- 26,8 Prozent), Niedersachsen (- 26,4 Prozent) und Thüringen (- 23,1 Prozent). In Sachsen-Anhalt (- 16 Prozent), Rheinland-Pfalz (- 10,7 Prozent) und Berlin (- 10 Prozent) sanken die Zahlen ebenfalls zweistellig.
In Deutschland gehen über 80 Prozent der Firmeninsolvenzen auf das Konto einer GmbH oder eines Gewerbebetriebes bzw. Einzelunternehmens. Mittlerweile macht die Rechtsform der Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) mit 8,3 Prozent (473 Fällen) den drittstärksten Anteil aus. (Redaktion)