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Dr. Jekyll und Mr. Hyde: So schützt man sich im Job vor Tricksern

von wirtschaftstelegraph

Suzanne Grieger-Langer: Kollegen sind nicht immer so nett, wie sie scheinen

Im Beruf hat jeder Mitarbeiter, die er mag, und solche, die er weniger mag. Das ist völlig normal. In aller Regel deckt sich diese Einschätzung mit dem Großteil der Belegschaft. Das gilt insbesondere dann, wenn es um beliebte Kollegen geht, die scheinbar niemals anecken und von allen geschätzt werden. Und genau hier liegt das Problem: Wenn einem nämlich genau solch einer mal quer kommt, erntet man häufig ungläubige Blicke. „Du siehst Gespenster“, oder „Der soll so etwas gesagt haben? Das kann ich mir nun aber beim besten Willen nicht vorstellen“, lauten die typischen Reaktionen der anderen Mitarbeiter, die nur eine Seite des Kollegen kennen – nämlich die sympathische. Das ist die Stelle, an der man sich fragen sollte, ob man es im Kollegenkreis mit einem doppelgesichtigen Trickser zu tun hat – quasi einem modernen Mr. Hyde.

Es gibt wohl niemanden, der nicht schon einmal von der Novelle „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ gehört hat. Das Buch des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson aus dem Jahr 1886 wurde zudem vielfach verfilmt. Die Geschichte des Arztes Dr. Jekyll, der in der Nacht seine dunkle Seite als Edward Hyde auslebt, ist das perfekte Beispiel für einen Menschen mit zwei Gesichtern. Das Gleiche gilt für Janus, den römischen Gott des Anfangs und des Endes, der in der Mythologie mit zwei Köpfen abgebildet wird. Janus hat das Wort „Janusköpfigkeit“ für Menschen geprägt, die vordergründig sympathisch, offen, hilfsbereit und freundlich erscheinen und der Öffentlichkeit stets ihr Sonntagsgesicht präsentieren. Ihr wahres Gesicht – also ihre dunkle Seite – bleibt dabei meist verborgen. Es wird nur dann gezeigt, wenn sich der betreffende Kollege unbeobachtet oder überlegen fühlt. Ist der sprichwörtliche Vorhang endlich gefallen, kommt die groteske Fratze zum Vorschein, die sich dahinter verbirgt.

Janusköpfige Menschen haben ein simples Motiv: Unter allen Umständen soll der positive Schein aufrecht erhalten werden, der ihnen den Status als beliebter Sonnenschein aufrechthält– notfalls auch mithilfe perfider Lügen. Alles an diesen Leuten ist mehr Schein als Sein. Das freundliche, gewinnende Gesicht soll allen im Unternehmen vormachen, dass man es hier mit einem tollen, sympathischen Kerl zu tun hat, der immer bereit ist, zu Hilfe zu eilen, wenn es irgendwo brennt, dem man seine Sorgen anvertrauen kann und mit dem man jederzeit auch mal ein Feierabendbierchen trinken geht. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite zeigt der Januskopf nur dann, wenn er sich sicher sein kann, dass dies sonst niemand mitbekommt. Seine wahrhaftige Seite kommt immer dann zum Vorschein, wenn der Trickser der Meinung ist, es mit jemandem zu tun haben, der ihm nicht das Wasser reichen kann – also vor allem mit Kollegen, die in der Hierarchie unter ihm stehen oder von denen er denkt, dass sie dies tun.

Profiler wissen: Auch Menschen, denen der doppelgesichtige Trickser im Laufe der Zeit sein wahres Ich offenbart, wurden zuvor mit dem Sonntagsgesicht um den Finger gewickelt. Das führt dazu, dass sich die Opfer des Blenders erst einmal gar nicht wissen, wie ihnen geschieht, wenn die Maske fällt. Oft setzt der Blender sein sympathisches Gesicht gerade solange auf, bis er seine Forderungen durchgedrückt hat. Wer würde auch schon Nein sagen, wenn er von einem augenscheinlich sympathischen, allseits beliebten Kollegen um einen Gefallen gebeten wird? Erst, wenn eine gewisse Abhängigkeit zum Trickser besteht, weil man den Kollegen etwa mal um einen Gefallen gebeten hat, den dieser damals – vermeintlich gern – erledigt hat, packt der Blender seine wahre, brutale Seite aus.

Das, was Menschen, die sich auf der Arbeit mit einem doppelgesichtigen Mitarbeiter herumschlagen müssen, immer wieder erleben, ist die Tatsache, dass ihnen niemand glaubt, wenn sie dies gegenüber anderen Menschen zur Sprache bringen. Selbst diejenigen, die das wahre Gesicht des fraglichen Kollegen schonmal gesehen haben, trauen sich in aller Regel nicht, davon zu berichten – aus Angst, noch einmal in den Fokus des Tyrannen zu geraten.

An dieser Stelle beginnen viele Menschen, an sich selbst zu zweifeln. Man denkt vielleicht, man tage selbst die Schuld daran, dass der Kollege derart ausfallend geworden ist. Da der Rest der Belegschaft scheinbar ein ganz anderes Bild vom Blender hat, kommen Selbstzweifel auf. Diese können soweit führen, dass man denkt, man selbst wäre böse – wie sonst könnte man ein derart negatives Bild von einem Menschen haben, den alle anderen nett, loyal und sympathisch finden? Ein derartiger Zwiespalt kann mitunter zu einer waschechten Traumatisierung führen.

Menschen, die den Verdacht haben, es im Betrieb mit einem doppelgesichtigen Trickser zu tun zu haben, sollten folgende Dinge tun:

  1. Klärung: Zuerst einmal darf man sich zugestehen, dass einen die eigene Wahrnehmung nicht trügt. Dann kann man das Gespräch mit anderem Mitarbeitern suchen und diese nach ihrem Eindruck fragen.
  2. Stabilisierung: Im Weiteren geht es darum, Verbündete zu finden. An dieser Stelle ist Zeit, wieder in die eigene Kraft zu kommen.
  3. Aufdeckung: Wer eine Situation provoziert, in der andere Kollegen mitbekommen, was der Blender so treibt, wird nach und nach immer mehr Menschen auf seiner Seite haben. Die Taten an die Öffentlichkeit zerren, lautet hier die Lösung.

 

 

 

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