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Die Mär vom Fachkräftemangel – Warum die Debatte in die falsche Richtung geht

von ARKM Zentralredaktion
2025-06-18-Fachkraeftemangel

Der Begriff Fachkräftemangel taucht in nahezu jeder wirtschaftspolitischen Diskussion auf. Unternehmen klagen, Medien berichten alarmierend und die Politik sucht hektisch nach Lösungen. Doch wie real ist dieser Mangel tatsächlich? Und liegt das Problem wirklich im „Fehlen“ der Fachkräfte – oder doch eher im Umgang der Unternehmen mit den veränderten Rahmenbedingungen?

Fachkräftemangel – Realität oder bequeme Ausrede?

Der Fachkräftemangel wird oft als alternativlose Folge des demografischen Wandels dargestellt. Doch wie Reiner Huthmacher im Interview mit den Mittelstand Nachrichten betont, liegt das eigentliche Problem nicht im Mangel an Fachkräften, sondern in der mangelnden Attraktivität vieler Arbeitgeber.

„Es gibt keinen Fachkräftemangel, wenn du ein attraktiver Arbeitgeber bist“, sagt Huthmacher. Unternehmen, die moderne Arbeitsbedingungen und Wertschätzung bieten, bekommen auch qualifizierte Bewerber – selbst in sogenannten Mangelberufen.

Fehlwahrnehmung in der HR-Bubble

Ein Beitrag auf wirtschaftsfenster.de beleuchtet, wie der Diskurs über den Fachkräftemangel in der „HR-Bubble“ teils verzerrt ist. Während in Agenturen und Konzernen über New Work philosophiert wird, kämpfen viele mittelständische Betriebe mit ganz anderen Herausforderungen – etwa bei der Ausbildung oder dem Recruiting in strukturschwachen Regionen.

Was Unternehmen wirklich tun müssen

  • Arbeitgeberattraktivität steigern: Faire Löhne, flexible Arbeitszeiten, Entwicklungsmöglichkeiten
  • In Ausbildung investieren: Der Fachkräftenachwuchs beginnt im eigenen Betrieb.
  • Bestehende Mitarbeitende halten: Weiterbildung und Mitarbeiterbindung lohnen sich.
  • Zielgruppenspezifisch denken: Junge Bewerber ticken anders als erfahrene Profis.

Der Mythos als wirtschaftliches Risiko

Wer sich auf dem Schlagwort Fachkräftemangel ausruht, wird träge. Die wiederholte Klage über fehlende Bewerber führt häufig zu Passivität statt zu aktiven Maßnahmen. Dabei ist gerade die Phase des Umbruchs eine Gelegenheit, sich neu zu positionieren und zukunftsfähige Strukturen zu schaffen.

Statt sich auf externe Faktoren zu berufen, sollten Unternehmen sich fragen: Was können wir selbst besser machen? Denn der vermeintliche Mangel ist oft ein Spiegel veralteter Strukturen – sei es im Recruiting, im Führungsstil oder in der Unternehmenskultur. Wer heute nicht beginnt, sein Personalmanagement strategisch neu auszurichten, riskiert morgen den Anschluss. Besonders riskant ist der „Mythos Fachkräftemangel“ für kleine und mittelständische Unternehmen: Wenn sie keine Eigeninitiative zeigen, geraten sie ins Hintertreffen gegenüber flexibleren, innovativeren Arbeitgebern – selbst bei gleichem Standort und vergleichbaren Löhnen.

Erfolgreiche Beispiele gibt es genug: Ob ein Handwerksbetrieb, der durch TikTok-Videos junge Azubis begeistert, oder ein Industriebetrieb, der durch transparente Karrierepfade seine Fluktuation halbieren konnte – sie zeigen, dass Wandel möglich ist, wenn er gewollt ist.

Vom Jammern zum Handeln

Der Fachkräftemangel ist kein Schicksal, sondern ein Weckruf. Wer sich als Unternehmen modern, wertschätzend und entwicklungsorientiert zeigt, wird auch in Zukunft keine Mühe haben, gute Leute zu finden – selbst in angespannten Märkten.

Es braucht vor allem eins: Mut zur Veränderung. Dazu gehören nicht nur neue Benefits oder Homeoffice-Regelungen, sondern eine ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeitgebermarke. Was denken Bewerber wirklich über uns? Warum verlassen uns Mitarbeitende – oder bleiben gerne? Wer die Antworten kennt und aktiv handelt, kann dem vermeintlichen Mangel selbstbewusst entgegentreten.

Auch Politik und Bildungssystem sind gefragt, doch der erste Schritt liegt bei den Unternehmen selbst. Der Wandel des Arbeitsmarktes ist kein vorübergehendes Phänomen – er ist gekommen, um zu bleiben. Wer diesen Wandel mitgestaltet, wird nicht nur Personal finden, sondern auch langfristig als Arbeitgeber bestehen.

Quelle: ARKM Redaktion

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